19. September 2008

Von Menschenaffen und Kontrasten

Da samma wieder, liebe Freunde des Blogs - oder wie die Begruessung hier in Suedostasien heisst: "Hello, my friend!" Und gleich danach kommen in der Regel irgendwelche Dienstleistungsangebote... Nach dem etwas un-asiatischen, weil entwickelten und sauberen, Singapore, haben wir uns gleich fuer den direkten Kontrast entschieden, und sind mit dem Flugzeug nach Medan (Nord-Sumatra) geflogen und dort in einen "local" (das heisst "total fertigen") Bus gestiegen, der uns nach ein paar Stunden Po-Schinderei und vielen "lokalen" Eindruecken mitten im Dschungel in dem kleinen Oertchen Bukit Lawang abgesetzt hat. Der Ort waere wohl auf keiner Traveller-Landkarte vermerkt, wenn hier nicht eine kleine Wiedereinwilderungsstation fuer Orang-Utans beheimatet waere. Nach unserem Dschungelabenteuer in Ecuador etwas "Dschungel-faul" geworden, haben wir uns nur fuer ein eintaegiges Trekking durch den Urwald entschieden. Und das war goldrichtig! Nicht etwa, weil der Dschungel hier nicht haelt, was er verspricht, sondern weil man bereits nach ein paar Stunden so oft mit unseren Verwandten aus dem Urwald Aug in Aug stand, dass sich ein Tag als voellig ausreichend erwies. Mit relativ geringen Erwartungen waren wir aufgebrochen (in Ecuador hatten wir nur ein paar Affen aus sehr grosser Entfernung gesehen), doch bereits nach etwa einer halben Stunde konnten wir den ersten Oran-Utan nur etwa 10m entfernt durch die Baeume schwingen sehen. Ein sehr majestaetisches Tier, dass einem zugleich Respekt einfloesst und irgendwie naeher geht als viele andere Tiere, die in ihrem Gencode etwas weiter entfernt liegen. Also gab es gleich zu Beginn Gaensehautgefuehl und der Trek konnte nicht mehr schlecht werden. Es stellte sich spaeter heraus, dass es in diesem Teil des Dschungels (nahe der Einwilderungsstation - und einer Fuetterungsstelle fuer die halbwilden Tiere) nur so wimmelt von Orang-Utans und man wirklich sehr nahe an die Tiere rankommt. Bei dem einzigen maennlichen Exemplar, das wir gesehen haben, haben wir allerdings freiwillig einen guten Sicherheitsabstand gehalten.

From Sumatra

Bei bis zu 120kg Gewicht und leicht reizbarem Gemuet ist der maennliche Orang-Utan nicht gerade der beste "Buddy" im Urwald. Allerdings sind bei den halbwilden (sprich eingewilderten) Orang-Utan Weibchen auch ein paar dabei, die ziemlich agressiv drauf sind. Das liegt aber leider meistens an deren Geschichte. Immer wieder werden hier in Nordsumatra naemlich Orang-Utans von irgendwelchen A...loechern als "Haustiere" gehalten, was in total verstoerten Tieren resultiert und den Knacks bekommen sie dann auch nach der Einwilderung oft nicht wieder los. Immerhin scheint das Einwilderungsunternehmen bei dem Grossteil der Tiere recht erfolgreich zu sein. Und die Gelegenheit, Orang-Utans so nahe und doch in ihrer natuerlichen Umgebung zu sehen, war wahrscheinlich das TIERHIGHLIGHT unserer Reise (und das will nach unserem Galapagostrip schon was heissen). Allerdings waren wir auch froh, als der Trek dann vorbei war, denn unser Guide hat uns schon extrem durch den Dschungel gescheucht und das nicht immer auf den "ausgetretenen" Pfaden und bei schweisstreibenden klimatischen Verhaeltnissen. Mich hatte zu allem Ueberfluss auch noch eine Dschungelwespe an der Stirn gestochen, was recht schmerzhaft war und zu einer grossflaechigen Schwellung fuehrte. Ist aber alles nach ein paar Tagen wieder abgeklungen. Ach ja, was man zu Bukit Lawang bzw. unserer Unterkunft ("Jungle Inn" - der Name war Programm) noch sagen kann: unsere erste RICHTIG FETTE Spinne auf dem Klo (ziemlich nervig wenn man leicht arachnophob ist und in der Nacht dringend muss...), und die erste Bekanntschaft mit Ratten im Zimmer. Allerdings haben wir die Ratten nicht gesehen, sondern nur am naechsten Morgen bemerkt, dass sie zwei komplette Muesliriegel aus unseren offenen Rucksaecken haben mitgehen lassen (erstaunlicherweise war die Kartonpackung aufgeknabbert und zwei Riegel inkl. Aluverpackung restlos verschwunden). Zum Glueck haben es die Ratten aber dabei belassen und keine Schaeden an unseren Rucksaecken und Kleidungsstuecken hinterlassen. Eigentlich haetten wir bezgl. Essen im Rucksack vorsichtiger sein muessen, aber wenn man gerade aus Singapore kommt, neigt man nicht gerade dazu, an Ratten im Zimmer zu denken. Naja.
Den Rest unserer Zeit auf Sumatra haben wir mit sehr langen und anstrengenden Busreisen und sehr entspannten und einsamen Aufenthalten an Kraterseen verbracht. Zuerst waren wir am Danau Toba, dem groessten Kratersee der Welt, in dem eine Halbinsel untergebracht ist, die so gross ist wie Singapore.

From Sumatra

Der Ort in dem wir uebernachtet und ausgespannt haben, heisst Tuk-Tuk. Angeblich waren hier fette Full Moon Rave Parties angesagt bevor die Szene nach Thailand abgezogen ist... heute zeugen davon aber nur noch total ueberdimensionierte Hotels mit viel zu viel Zimmern fuer viel zu wenig Gaeste und ein paar "Magic Mushroom" Schilder an manchen Laeden. Dass so wenig los war, war ja eigentlich ganz nett, aber uns war es dann doch fast etwas zu ruhig. So waren wir z.B. meistens die einzigen Gaeste in den Restaurants und das ist dann doch etwas seltsam. Und nachdem wir uns gerade nach einer netten Woche in Singapore von meinem Bruder getrennt hatten, kam dann zum ersten mal auf unserer Reise ein etwas nachhaltigeres Heimweh auf. Das wurde etwas besser, als wir auf der Weiterreise zum naechsten Kratersee "Danau Maninjau" zwei nette Paerchen kennenlernten, die wir dann auch vor Ort wieder trafen.

From Sumatra

Nachdem wir auch hier entspannte Tage verbracht haben, die lediglich von einer Mopedfahrt um den See unterbrochen wurden, haben wir dann aber auch irgendwie genug von der Ruhe auf Sumatra gehabt und haben uns sehr auf Java gefreut. Ausserdem wurde uns in der letzten Nacht in Maninjau auch noch zum ersten mal etwas geklaut. Zum Glueck nur unsere Badehosen (das Bikinioberteil wurde da gelassen?!), die auf der Veranda zum trocknen hingen, aber aergerlich war es natuerlich trotzdem. Da auch allen anderen Gaesten in dieser Nacht ihre Badeklamotten gestohlen wurden, handelte es sich wahrscheinlich eher um einen Streich von Kindern. Da wir aber an diesem Tag relativ frueh los mussten, haben wir es nicht mehr heraus bekommen. Nach einer Uebernachtung in Padang war es dann soweit und wir haben den Flieger nach Jakarta genommen (es war uns gerade nicht nach einer weiteren 35h Busfahrt... und preislich hat sich das kaum was gegeben).
Wie vermutet war es in Jakarta vorbei mit der Ruhe. Und das war uns eigentlich auch ganz recht so. Wir haben dort zwei Naechte uebernachtet, da wir ein paar Sachen organisieren mussten und aus gegebenem Anlass ein paar Badeklamotten kaufen wollten. Also haben wir unseren Tag in Jakarta damit verbracht, stundenlang am Bahnhofsschalter anzustehen, um unsere Zugtickets nach Yogyakarta zu bekommen (wegen Ramadhan und der damit verbundenen Ferienwoche war extrem viel los), ins Reisebuero zu gehen und unseren Flug von Bali nach Sulawesi zu buchen, und dann in eine der praechtigsten Shoppingmalls zu gehen (Plaza Indonesia). In der Shopping Mall haben wir dann nach den recht "einfachen" Tagen auf Sumatra wieder ein wenig Westen geschnuppert, haben uns einen guten Kaffee bei Starbucks gegoennt und auch das Badehosenproblem geloest. Ansonsten muss man sagen, dass die zwei Malls in denen wir waren wirklich den absolut krassesten Kontrast darstellten, den wir seit langem auf unserer Reise gesehen haben. Ein Block von den Malls entfernt herrscht bittere Armut und wenn man diese vollklimatisierten Palaeste betritt, fallen einem zunaechst einmal nur die heftigsten Luxusmarken in den Blick: Prada, Armani, Tiffany, Lange & Soehne (fuer Uhrenkenner), und wirklich sehr viele weitere solche Nummern haben hier ihre eigenen kleinen Geschaefte.

From Java

So eine luxurioese Mall hatten wir selbst in Singapore nicht gesehen und da waere der Kontrast zur direkten Umgebung weitaus geringer ausgefallen. Naja, zum Glueck gab es auch ein paar Geschaefte fuer den Travellergeldbeutel und so sind wir gluecklich und zufrieden aus dem Einkaufsmekka raus und in den naechsten Strassen-Essensstand rein (bzw. nicht wirklich rein, weil ja per Definition auf der Strasse). Dort haben wir mit dem bisher besten Nasi Goreng (gebratener Reis) und Mie Goreng (gebratene Nudeln) unseren Jakartaaufenthalt abgerundet.

From Java

Am naechsten Morgen gings mit dem klimatisierten "Eksekutif" Zug nach Yogyakarta. Ein sehr angenehmes Reiseerlebnis und eine nette Zugfahrt obendrein. In Yogyakarta angekommen, haben wir dann endlich gefunden, worauf wir uns schon laenger gefreut hatten: ein super schoenes Guesthouse (mit Pool!) zu einem angemessenen Preis (10EUR), endlich ein paar Mitreisende um einen herum, und leckere Restaurants, in denen wir mal nicht die einzigen Gaeste waren. Und nachdem nun auch die anfaenglichen Magen-Darm-Probleme ueberwunden scheinen, koennen wir diese nette Stadt richtig geniessen. Morgen stehen die grossen Highlights Borobudur (eine buddistische Tempelanlage) und eine Balletvorfuehrung vor dem Prambanan Tempel (hinduistisch) auf dem Programm. Mit der Internetkonnektivitaet stellt sich das in Indonesien bisher uebrigens etwas schwieriger dar als gedacht. Also nicht gleich verzweifeln, wenn es wieder etwas dauert bis es wieder "Neues aus Indonesien" heisst ;-)

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

hey bruderschnuck und schwägerinherz,
hoffe ihr beiden seid wieder so richtig fit und das heimweh hat sich auch wieder gelegt?? hier wird es inzwischen so richitg herbstlich und kalt.. insofern geniesst die sonne und die wärme mal ein wenig für uns mit! ;-)
ich freue mich bald wieder von euch zu hören!
eure doro
PS: hattet ihr mir eigentlich schon eine postkarte geschickt? noch nach frankreich? die habe ich nämlich leider nicht mehr bekommen... .-(

Anonym hat gesagt…

Schön wieder von Euch zu hören und zum Glück ist der Wespenstich glimpflich ausgegangen...sag Till, hast Du nicht ne Bienenallergie? Das Heimweh lohnt zur Zeit wie Doro schon meinte, wirklich nicht, hier ist es nämlich tatsächlich schweine kalt!! Also keep on travelling!!

Alles Gute
Andi

P.S. Ich will übrigens auch eine Postkarte bekommen!! Oder habt ihr meine auch aus Versehen nach Frankreich geschickt... ;-)

Anonym hat gesagt…

ICH habe ein Postkarte bekommen... und die hats immerhin von Suedamerika nach Asien geschafft ;-)

gez. Der Lieblingsbruder

ps: AKA Lieblingsschwager
pps: AKA Lieblingssohn

Singapur: Grandprix Wetter bei 31 Grad.