22. April 2008

Am Ende der Welt

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Back again und am Ende der Welt angekommen!
Letzte Woche sind wir also von Buenos Aires nach Rio Gallegos geflogen (zum Glueck nicht ein paar Tage spaeter, denn es gingen anscheinend Tage lang keine Fluege mehr aus B.A. ab, da die Stadt voll im Rauch von Waldbrandrodungen lag). Rio Gallegos ist eine kleine Hafenstadt im Sueden Argentiniens, die es sich nicht wirklich lohnt zu besuchen... aber da mussten wir durch. Wir dachten eigentlich, dass wir ohne Probleme ein Zimmer bekommen werden, da wir ja in der totalen Nebensaison ankamen, aber: falsch gedacht! Die Hotels waren voll von Argentiniern, die unter der Woche aus der Region zum Arbeiten in die Stadt kommen. In dem Hotel, in dem wir dann noch ein Zimmer bekamen, waren wir dann somit auch die einzigen Touristen. Nach einem fleischigen Abendessen und einem undefinierbar schnapsigen Willkommensdrunk ging nur noch eines: Fernseher an (Luxus!) und ins Bett. Und wir glaubten nicht, was wir nach kurzem Zappen sehen: Bundesliga (Frankfurt - Muenchen) mit einem spanischen Kommentator, der jedes Tor mit einem endlos langen GOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOL-Schrei feierte. Das Highlight des Tages!
Am naechsten Tag ging es dann mit dem Bus durch unendliche Weiten ueber das argentinische Bergdorf Rio Turbio (da bekamen wir so richtiges Goldgraeberfeeling) nach Puerto Natales in Chile. Die Hostelsuche war hier wesentlich leichter, da Puerto Natales ein purer Touri-Ort ist und hier war dann wirklich Nebensaison (ausser uns nur ein paar durchgeknallte Amis, Brits, Hollaender und Franzosen am Start). Beim Schweizer unseres Vertrauens angekommen, bezogen wir gleich ein nettes Zimmerchen und holten uns DEN Rat der Woche unseres Hostelvaters: im Nationalpark in den Refugios mit Karte zahlen? KEIN Problem! Und darueber waren wir froh, denn aus irgendwelchen Gruenden konnten wir in der ganzen Stadt nicht ausreichend Geld abheben (wie andere auch)... Das wurde uns spaeter noch zum Verhaengnis... Aber eins nach dem andern. Nach einem kurzen Wettercheck fuer die kommenden Tage (immer 3 verschiedene Leute fragen, dann hat man ein gutes Mittel - nicht nur wenns ums Wetter geht) buchten wir also fuer den naechsten Tag den Bustransfer in den Park, genehmigten uns noch ein letztes "reichhaltiges" Mahl und packten die Rucksaecke fuer 5 Tage Trekking.
Der Patagonien-Wetter-Gott schien es tatsaechlich nach einem monsunartig-regnerisch-stuermischen Vorabend dann doch noch gut mit uns zu meinen, denn als uns am Freitag der Bus abholte, strahlte die Sonne! Es ging also endlich los in den Torres del Paine - und wie ihr ja an den Bildern sehen koennt, hatten wir gleich einen unglaublichen Blick auf das Bergmassiv und die 3 Torres. Vom Bus wurden wir dann mit einem Boot zum Ausgangspunkt (Pehoé) unserer ersten Tour (zum Glaciar Grey) gebracht. Fuer die Strecke, fuer die man normalerweise 3,5 Stunden braucht, haben wir fast 5 Stunden gebraucht. Wir waren so fasziniert von den Bergen, den Seen, den Farben und natuerlich dem Gletscher Grey - nach jeder Wegbiegung boten sich neue Eindruecke. Wahnsinnig schoen! Den Weg teilten wir uns mit einem Australischen, einem Franzoesischen und einem Brasilianischen Paar - und 4 durchgeknallten Schotten in T-Shirts, die den Rueckweg in der Nacht mit Kerzen antreten wollten... Wir kamen also bei Einbruch der Dunkelheit und ziemlich verfroren im Refugio Grey am Ende des Gletschers an und freuten uns auf ein warmes Bett und warmes Essen. Und siehe da: no tarjeta! Zum Glueck hatten wir noch genuegend Bares dabei, um unsere Uebernachtung zu zahlen, aber warmes Essen war nicht mehr drin. Also gab es mit Blick auf blau schimmernde Eisberge Knautschbroetchen mit Wurst und 3 Lagen Kaese(der Rest unseres Tagesproviants), zum Nachtisch einen Alfajor (unsere Lebensretter in der Hungers-Not: fettige argentinische 50g-Schokokekse gefuellt mit Dulce de Leche) und einen waermenden Jameson Whiskey :-) Eingemummt in unsere Schlafsaecke und voller unvergesslicher Eindruecke fielen wir dann zeitig um 21 Uhr ins Koma...
Der Rueckweg am kommenden Tag sah ganz anders aus: Regen, Regen, Regen. Von dieser Tour gibt es auch kein Foto - denn es gab zum einen nicht wirklich was zu sehen, zum anderen wollten wir nur noch zurueck ins Refugio in Pehoé kommen. Die 5 Stunden des letzten Tages marschierten wir heute in 3 Stunden ab... und im Refugio angekommen mussten wir feststellen, dass auch das von uns als naechstes angepeilte Refugio (Los Cuernos) keine Karte annahm, da deren Radio kaputt war - Euros tauschen war auch nicht drin... Also ging es mit dem Boot wieder ueber den See zu einer Unterkunft, in der wir zahlen konnten (Las Torres) und von der aus wir zu den 3 Torres aufsteigen wollten. Ein super schoenes Haus, mit gemuetlichen Kamin-Haengematten-Zimmern, in denen wir uns und unsere Klamotten trocknen konnten und wir abends mit den anderen Travelern zusammen sassen.
Trotz der verschiedensten Wettervorhersagen (von Sonnenschein bis Schneefall) entschieden wir uns am naechtsen Morgen dazu, den 4 Stunden entfernten Aussichtspunkt Mirador las Torres (ca. 1000 Hoehenmeter) in einer Tagestour anzuwandern. Na ja, ein bischen musste Clarissa am Ende schon getrieben werden - war aber schliesslich doch froh ;-) Noch bei Sonnenschein stiegen wir auf, nach ca. 3 Stunden fing es an zu schneien. Aber: 1000 Mal besser als Regen, der uns dann auf dem Rueckweg ins Gesicht peitschte. Die letzten 45 Minuten des Anstiegs hiess es dann durch knietiefen Schnee stapfen und klettern, um am Aussichtspunkt angekommen NICHTS zu sehen. Ausser einem grauen See und dichten Wolken, die den Blick auf die Torres versperrten. Der Weg ist das Ziel - wir waren trotzdem gluecklich!
Nass und total kaputt kamen wir 3 Stunden spaeter wieder in unserem Refugio an und verbrachten einen weiteren netten Kamin-Haengematten-Abend mit sehr interessanten und netten Leuten.
Am Montag ging es dann relaxt und mit Muskelkater zurueck mit dem Bus nach Puerto Natales und es war waschen (es wurde gewaschen), Bustransfer fuer den naechtsen Tag buchen, packen und Steinofen-Pizzaessen (¡fantastico!) angesagt.
Jetzt sitzen wir nach einem halben Tag im Bus in El Calafate (noerdlich von Puerto Natales, wieder in Argentinien) und werden uns hier in den naechsten Tagen ein paar Gletscher - samt Whiskey mit Gletschereis - und natuerlich ein paar Rinderhaelften vornehmen :-)

Vielen Dank fuer Eure Kommentare - wir freuen uns immer sehr darueber!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ICH WILL AUCH... Das wo wie Ihr da macht, in Dingsda unten wo mit Bergen, Eis und Wildnis und so!!! Große Berichte, Große Landschaft, sehr sehr geil!!! Und fürs Bayern unterstützen am anderen Ende der Welt gibts Sonderpunkte! ;-) Wünsche Euch weiter viel Spass und viele EC-Automaten am Wegesrand! Und nun, das Wetter: Singapur, Sonnig und eisfrei bei 31 Grad ;-)

Peppie hat gesagt…

Wirklich schöne Bilder, da bekommt man Fernweh! Und auch noch Frankfurt vs. Bayern im Fernsehen =D, was will man mehr. Hoffe euch geht es gut und ihr haltet uns weiter auf dem laufenden.

Schönen Gruß aus dem diesigen Neu-Isenburg bei 11°C!

Unknown hat gesagt…

Hallo Ihr Lieben... Da packt einen ja wirklich die Reiselust. Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Man wandert im Geiste mit Euch. Weiter viel Spaß, und wir warten auf mehr...

Anonym hat gesagt…

Hey Till,

mit Bart siehst Du aus wie Christian Ulmen..!